Ich könnte nicht behaupten, dass es Arbeit gewesen war, aber ganz Urlaub war es auch nicht: die Woche am Meer. Am Sonntag (den 23.1.) ging’s mit 13 Jungendlichen (14-18 Jahre alt) und 4 erwachsenen Begleitpersonen (von denen 3 übermüdet und ganz ohne Schlaf direkt von der Abschiedsparty eines Freundes kamen) um 6 Uhr morgens los. Wir fuhren in zwei geräumigen Autobussen (Jungs und Mädels streng getrennt) und die meiste Zeit der Fahrt schlief ich (ich gehörte zu den besagten 3 Erwachsenen ohne Schlaf :P). Doch immer, wenn wir anhielten, ich mal ein Auge aufmachte oder etwas aß/trank, hatte ich aus meinem Fenster eine wunderbare Sicht auf flachstes Flachland und… nichts. Dieses „NICHTS“ nennt man hier wohl Pampa. Feld reihte sich an Feld, Wiese an Wiese und Zaun und Zaun. Manchmal kam ein Tor, an dem ein großes Schild mit einem Namen hing und dahinter führte ein Feldweg ins nichts. Oder manchmal sogar zu einem Hof… im nichts. Der Höhepunkt war wohl ein Sonnenblumenfeld, an dem wir bestimmt 5 Minuten lang vorbeifuhren!
Obwohl wir extra früh losgefahren waren, wurde es gegen Ende der Fahrt doch recht heiß im Bus. Auch die Straße war nicht mehr wirklich asphaltiert, eigentlich gar nicht. Es war nur noch ein steiniger, staubiger Sandweg mit massig Schlaglöchern in denen man Smarts versenken könnte (so fühlte es sich jedenfalls an). Doch zur Rechten sah man jetzt bereits das Meer! Irgendwann gegen 13 Uhr passierten wir dann einige Häuser und ein Schild auf dem „COSTA BONITA“ stand, das man jedoch auch gut hätte übersehen können in der Sandwolke, die der vor uns fahrende Bus aufwirbelte. Wir waren also so gut wie da.
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In Costa Bonita sind sie noch einfallsloser mit den Straßennamen als in Buenos Aires: Calle 7, Calle M, Calle 6… (Calle = Straße). Auf einem Stadtplan konnte ich sehen, dass es tatsächlich Straße 1-20 und Straße A-S geben sollte, wobei die Straßen parallel zum Meer die Buchstaben trugen und die vertikalen die Nummern. Das Dörfchen wirkte jedoch nicht mal halb so groß und die einzigen Leute die man auf draußen sah, saßen vor einem der 2 zum Tante-Emma-Laden erweiterten Kioske. Unsere Bleibe sollte am vom Meer entferntesten Ende der „Stadt“ liegen und trotzdem brauchten wir bis dorthin höchstens 15 Minuten.
Wir bauten unsere Zelte auf dem Grundstück eines Freundes auf, der dort eine kleine Hütte mit Küche und Toilette stehen hatte. Es wurden Gruppen eingeteilt (jede war einen Tag fürs Essen verantwortlich), es wurde festgelegt, wann wir aufstehen wollen (7 Uhr morgens!) und ich würde gerne sagen jemand hätte sich nur an diese 2 Dinge gehalten… Für die nächsten 5 Tage sah der Tagesablauf wie folgt aus: um 7 Uhr klingelte mein Wecker, ich quälte mich aus meinem Schlafsack und dem Zelt, versuchte dabei möglichst viel Lärm zu machen um die Mädels in meinem Zelt zu wecken, jedoch jedes Mal ohne den gewünschten Erfolg, und überlegte dann, welches Zelt ich zuerst wecken sollte. Nachdem das Wecken geschafft war half ich ein wenig der zuständigen Gruppe beim Frühstück zubereiten, das es dann gegen 8 Uhr gab. Bis zum Mittagessen ging’s dann an den Strand und nach einer Mittagspause wieder.
Das Meer war, wie gesagt, nur ca. 15 Minuten von uns entfernt, der Strand dort allerdings nicht sehr schön: sobald man ins Wasser ging, war der Sand verschwunden. Nur noch spitze Felsen und Steine, die es fast unmöglich machten, mehr als 3 Schritte ins Wasser zu machen ohne sich zu verletzen. Also machten wir uns meistens auf den Weg und gingen ca. 2-3 km an der Küste entlang, bis wir zu einem schöneren Strand kamen. Das Wasser war arschkalt, aber gebadet haben trotzdem alle, denn die Hitze tagsüber war nahezu unerträglich.
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Das Abendessen gab’s immer ziemlich spät, was an der Ungeplantheit des ganzen lag. Vor dem Abendessen hatte jeder immer 5 Minuten Zeit zu duschen, was natürlich für die meisten nicht ausreichte. Beim Schlafengehen gab es ebenfalls zeitliche Probleme: die Kinder quatschten lieber noch stundenlang anstatt zu schlafen (und kamen dementsprechend morgens noch weniger aus den Federn!). Aber zumindest ich war nach einem so langen Tag immer so müde, dass ich meistens sofort einschlief.
Nur einmal machte uns das Wetter einen Strich durch unseren normalen Tagesablauf: es regnete (mehr oder weniger 2 halbe Tage lang). An diesen Tagen machten wir erst einen Ausflug in die Dünen, die die Küste säumen und die, wie ich fand, aussahen wie der Beginn der Wüste und als nächstes einen langen Strandspaziergang zu der nächsten Stadt Quequen.
Insgesamt war diese Reise auch für mich als Begleitperson mehr Urlaub als Arbeit. Das einzige was mich gestört hat (was ich im Urlaub nämlich nicht haben will…), war die teilweise angespannte Stimmung zwischen den „Verantwortlichen“. Die Beiden schoben nämlich die Verantwortung immer ein wenig hin und her und anstatt sich mal zu kümmern, ärgerten sie sich lieber übereinander oder stritten sich fast…
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Nach einer Woche Meer, Sonne und Strand satt machten wir uns dann aber doch auf den Rückweg. Mit den beiden Bussen ging’s erst nach Miramar, wo wir noch einen Stadtbummel machten, und danach nach Mar del Plata, die „Ostsee Argentiniens“ an der fast jeder Argentinier schon mal Urlaub gemacht hat. Dort bestaunten wir erst die frei lebenden Seelöwen und machten schließlich ein nettes Picknick mit Blick aufs Meer. Gegen 8 Uhr abends erreichten wir dann in der untergehenden Sonne Buenos Aires. Die Busse fuhren einmal quer durch die Stadt, sodass ich das erste Mal auf der größten Straße der Welt, der Avenida9 de Julio, fuhr und den Obelisken noch mal im vorbeifahren sehen konnte. Außerdem erhielten wir 2 mal wunderschöne Blicke über den Puerto Madero und bei der Weiterfahrt sah ich auch zum ersten mal richtig den Rio de la Plata. Gegen 9 Uhr abends erreichten wir dann Los Luceros, wo wir schon von einigen Eltern und Maria Marta erwartet wurden. Für mich war die Reise leider noch nicht zu ende. Ich musste noch den weiten weg nach Hause zurücklegen, tat das allerdings zur Feier des Tages mal im Remis (Taxi)!
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