Das Busfahren und allgemein das Fortbewegen in öffentlichen Verkehrsmitteln ist für eine Hamburgerin wie mich ein Abenteuer in Buenos Aires. Natürlich gibt es in jeder Stadt Besonderheiten was die öffentlichen Verkehrsmittel angeht, aber so abenteuerlich bin ich bis jetzt erst in St. Petersburg unterwegs gewesen. Das erste Mal fuhr ich hier in Buenos Aires am Donnerstag den 9.9.2010 alleine Bus und kam tatsächlich heil an meinem Zielort an. Die zweite Fahrt, noch am selben Tag, verlief fast genauso gut, nur das ich einige Stationen zu früh ausstieg. Seit dem bin ich jedes Mal an meinem richtigen Zielort angekommen. Und das ist eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, auf was man alles achten muss.
Das sind die Schwierigkeiten:
Bushaltestellen
Bushaltestellen sind nicht immer eindeutig zu erkennen. Manche Haltestellen haben zwar kleine Häuschen mit Bänken und bei einigen (vor allem in der Innenstadt) stehen sogar Schilder die anzeigen, welcher Bus an dieser Station fährt. Doch viele Stationen sind gar nicht erst als solche zu erkennen. Man muss in diesen Fällen sehr genau darauf achten, ob nicht an irgendeinem Laternenpfahl ein Aufkleber mit einer Busnummer klebt. Diese Aufkleber zeigen dann die Haltestelle an. Das Beste ist allerdings immer noch einfach Bescheid zu wissen.
Fahrzeiten
Das erste „Problem“ was man hat wenn man Bus fahren will ist, dass man nicht weiß wann der Bus fährt. Es gibt weder Fahrpläne, noch sehen die Busfahrer es als besonders wichtig an pünktlich zu sein (einige Linien haben durchaus geregelte Fahrzeiten, aber meistens haben die Busse dann viel Verspätung, andere dagegen fahren ihre Runden so schnell wie möglich ab damit sie früh nach Hause kommen und so passiert es, dass erst alle Viertel stunde ein Bus fährt und dann plötzlich eine Stunde keiner mehr…). Das Beste ist also auf gut Glück los zu gehen und zu hoffen, dass bald ein Bus kommt. Das Längste was ich bis jetzt gewartet habe waren 50 Minuten. Man eignet sich hier aber sowieso schnell sehr viel Geduld an, sodass das regelmäßig lange Warten eine nette Pause zwischendurch wird.
Bus erkennen
Wenn man also die Bushaltestelle gefunden hat und auch einen Bus auf die Station zufahren sieht, muss man erkennen, ob es der Bus ist, den man nehmen kann/will/muss. Die Schilder auf denen die Busnummer steht sind nicht immer leicht zu lesen und schlecht beleuchtet, aber das erkennt man schon noch rechtzeitig. Das eigentliche Problem ist, dass die Schilder mit der Nummer unwichtig sind, denn sie sagen teilweise gar nichts darüber aus, wo der Bus hinfährt. Meine Linie zum Beispiel (die 203) fährt mehrere verschiedene Wege, hat jedoch denselben Start- und Endpunkt. Also muss man immer noch die Extra-Schilder am Bus beachten, die dann eine Aussage darüber machen, wo der Bus längs fährt. Diese sind jedoch noch schwerer von weitem zu erkennen als die Nummern. Und somit kommen wir zum nächsten Punkt:
Bus anhalten
Nicht wie in Deutschland üblich halten die Busfahrer an jeder Station an, an der jemand steht. Somit ist es wichtig, den richtigen Bus rechtzeitig zu erkennen, um dann, ebenfalls rechtzeitig, ein Zeichen zu geben, dass der Busfahrer anhalten soll. Dafür streckt man einfach den langen Arm aus.
Einsteigen und Bezahlen
Beim Einsteigen dann wird man als Frau oft vorgelassen. Dem Fahrer sagt man entweder die Zielhaltestelle, zu der man möchte oder den Preis, den man bezahlen muss. Dann geht man noch ein Stückchen weiter zu einem Automaten, in den man seine wertvollen monedas hineinwirft und dafür ein Fetzten Papier mit Datum, Uhrzeit, Preis und Haltestellenname wieder bekommt. „Wertvoll“ sind die monedas (die Münzen) eigentlich auch nur wegen der Busse. Sie sind im Grunde so wenig wert, dass ihr materieller Wert den des Geldwertes übersteigt. Aus diesem Grund wiederum sammeln einige Leute die Münzen um sie einzuschmelzen, was wiederum zur Folge hat, dass nur wenige monedas im Umlauf sind und vor allem an Supermarktkassen nur ungern rausgegeben werden. Das ganze wäre ja halb so schlimm, wenn man nicht den Bus NUR mit monedas bezahlen könnte. Wer also regelmäßig Bus fährt, muss sich also genauso regelmäßig auf den Weg zur Bank machen, um dort monedas zu tauschen (und die sind dann meist auch noch knauserig damit… selten kann man mehr als 20 Pesos tauschen). So lernt man also hier tatsächlich mal sein Kleingeld zu schätzen, während man in Europa mehr auf die Scheine setzt.
Fahren
Die Fahrt selber kann dann entweder sehr ereignislos ablaufen (was oft vorkommt), aber man kann auch immer wieder mal was neues Interessantes oder lustiges entdecken.
Was mir am öftesten aufgefallen ist, ist die laute Musik in vielen Bussen. Oft hört der Fahrer so laut Musik, dass man nichts anderes mehr im Bus hört. Und wenn nicht er Musik hört, dann hören mindestens ein, manchmal leider auch 2 oder 3 verschiedene Mitfahrer laut mit ihrem Handy Musik. Daran hat sich hier noch keiner gestört.
Oft erlebt man es in den Bussen (und auch in der Bahn) dass Leute vorbeikommen, die etwas verkaufen wollen: Sticker, hässliche Plastikrosen, etwas zu trinken, Bonbons… Sie gehen dann einmal durch den Bus und drücken JEDEM ihre Ware in die Hand. Danach gehe sie noch einmal herum und sammeln meistens alles wieder ein. Nur wer dann bezahlt darf seins behalten.
Manchmal wird man in den Bussen auch kontrolliert. Jedenfalls glaube ich dass es eine Art Kontrolle ist. 2 Männer verlangen alle „Fahrscheine“ und knipsen diese dann ab. Allerdings hätten sie mich, wenn sie sich die Fahrscheine richtig angeguckt hätten, eigentlich einmal beim Schwarzfahren erwischen müssen (ich hatte ein bisschen zu wenig bezahlt für meine Strecke). Da sie es nicht bemerkt haben, frage ich mich warum sie dann die Fahrscheine abknipsen… eins der Rätsel, die noch gelöst werden müssen!
Einmal habe ich erlebt, wie der Busfahrer mitten auf der Straße an einem Kiosk anhielt, ausstieg und sich in aller Seelenruhe etwas zu Trinken kaufte. Das Beste dabei war, dass ich dachte; klar, warum auch nicht! Aber in Deutschland würde nie jemand auf solche Ideen kommen.
Aussteigen
Wenn man aussteigen will, muss man erst mal erkennen, wo man ist. Als Fremder ist das nicht allzu einfach, weil der Bus nicht an allen Haltestellen hält, man nicht mal alle Haltestellen erkennen kann und die Fenster der Busse meist so verdreckt sind, das man kaum herausschauen kann. Hat man jedoch erkannt, dass man aussteigen muss, begibt man sich zur Tür und „klingelt“. Der Busfahrer hält dann an der nächsten Station an. Obwohl „anhalten“ ist wohl übertrieben. Ist man der einzige, der aussteigt, wird der Bus meist nur langsamer und man kann abspringen. Die Tür öffnen viele Busfahrer sowieso schon, wenn sie noch in voller Fahrt sind, da ist also Vorsicht angesagt.
Hat man das alles geschafft und hinter sich gebracht ist man nun endlich an seinem Zielort angelangt!