Obwohl mein Dienstbeginn erst am Mittwoch den 8.9. sein sollte, war ich bereits einen Tag vorher in Los Luceros. Das kam so. Am Montag, dem ersten richtigen Tag hier, kam Pepa auf die Idee, einfach mal in Los Luceros anzurufen und mir dann spontan den Hörer in die Hand zu drücken. Ich, noch total überfordert mit der Sprache, müde und überrascht, verstand gerade so viel, dass ich sagen konnte: Ja, mir geht’s gut. Danach verstand ich „nada“. Verzweifelt gab ich irgendwann den Hörer zurück an Pepa, die noch kurz mit Maria Marta redete und mir hinterher mitteilte, dass heute Abend jemand anrufen würde, der auch deutsch spricht (jedenfalls hoffte ich in dem Moment das sie das gesagt hätte). Zum Glück hatte sie es auch so gesagt und ich nicht nur so verstanden, denn abends erhielt ich einen Anruf von Marcia, die meine Ansprechpartnerin in Los Luceros sein sollte und, was ich vorher nicht wusste, deutsch sprach. Als sie mich fragte, ob ich morgen oder erst Mittwoch vorbeikommen wolle, sagte ich sofort morgen! Ich hatte mich den ganzen Montag mehr oder weniger gelangweilt (und natürlich ausgeruht) und wusste, dass ich noch so einen Tag nicht überstehen würde.
So kam es also, dass mich schon am Dienstag um 12:30 Uhr meine neue Chefin Maria Marta abholte. Zusammen fuhren wir mit dem Bus und dem Taxi nach Benavidez. Nach etwa einer Stunde kamen wir an und ich lernte den anderen Freiwilligen (vom letzten Jahr) kennen: Phillip. Außerdem erwartete mich noch eine kleine Überraschung in Form von Florian. Er ist ebenfalls ein Freiwilliger, der über die „Freunde“ ausgereist ist und wir haben uns auf dem Vorbereitungsseminar kennengelernt. Doch eigentlich wollte er nach Peru und nicht Argentinien. Wie sich herausstellte kannte er Phillip aus der Schule und hatte beschlossen, vor seinem Dienstantritt in Lima Buenos Aires und Phillip einen kleinen Besuch abzustatten.
Von da an wurde ich sofort in die Arbeit mit eingebunden, obwohl es doch eigentlich noch nicht mal mein erster Tag war. Ich fegte den Essensraum, half in der Küche und häkelte später mit den Kindern. Letztendlich durfte ich dann jedoch früher nach Hause. Um 18 Uhr machte ich mich mit Phillip und Flo auf den Weg nach Hause. Die beiden sollten mich begleiten, damit ich auch sicher den Weg zurück fand, den ich Mittags genommen hatte. Außerdem bekam ich einen Zettel mit, auf dem alles genau beschrieben stand für die nächsten Tage.
An meinem ersten richtigen Arbeitstag dann machte ich mich zusammen mit Carlos auf den Weg nach Los Luceros. Er wollte mich begleiten um herauszufinden, ob ich den Weg finde und wie teuer der Bus ist. Viertel nach 12 erreichten wir Los Luceros. Eigentlich war ich da schon eine Viertelstunde zu spät, aber trotzdem war ich die erste. Den Tag über half ich wo auch immer man mich brauchte oder tat, was man von mir verlangte. Ich fegte, putzte, half erneut in der Küche und wurde auch zum ersten Mal in den Garten geschickt (allerdings konnte mir niemand sagen was ich dort tun sollte und so zupfte ich also erst mal Unkraut und goss sämtliche Beete). Der Rückweg sah für mich an diesem Tag etwas anders aus, denn ich ging nach der Arbeit noch mit auf die Abschiedsfeier zweier anderer Freiwilliger, die zurück nach Deutschland „mussten“ (und bekam dabei einen Vorgeschmack darauf, wie ich mich wohl nächstes Jahr fühlen würde, wenn ich zurück muss). Den Rückweg legte ich dann, der „Sicherheit“ wegen, im Taxi (Remis) zurück.
Der Donnerstag verlief dann ähnlich wie der Mittwoch: ich half wo ich konnte und wurde von einer Aufgabe zur nächsten geschickt. Der einzige Unterschied war, dass ich den Hin- und den Rückweg alleine finden und zurücklegen musste. Hierbei verbuchte ich meinen ersten Erfolg auf dem Weg in die Selbstständigkeit hier.
Am Freitag erst erklärten Flor (die Tochter von Maria Marta die 2x die Woche im Projekt hilft) und Marcia meine Aufgaben, die ich täglich zu erledigen hätte. Obwohl es sich dabei hauptsächlich um putzen und fegen handelte, war ich doch froh endlich feste Aufgaben zu bekommen. Außerdem wurde mir mitgeteilt, dass ich ab jetzt sehr viel im Gemüsegarten zu tun haben sollte. Die zwei Freiwilligen, die sich vorher um ihn gekümmert hätten, wären jetzt weg und so wäre das nun meine Aufgabe. Zum Glück jedoch nicht allein meine Aufgabe denn jeden Samstag sollte ich Hilfe bekommen.
Am Samstag erfuhr ich auch wie die Hilfe im Garten aussah: zwei kleine Argentinier mit Mate-Becher in der Hand und den Namen Andres und Gabriel. Zwei „Experten“ in Sachen biodynamische Landwirtschaft. Zusammen mit den beiden sah ich mir erst mal den Garten genau an, erntete die ersten Sachen und machte zum Schluss einen Plan, was die nächste Woche alles getan werden konnte/musste (natürlich alles passend zu den Mondphasen!).
Der Gemüsegarten von Los Luceros, meine neue Arbeit.
Den folgenden Sonntag hatte ich meinen ersten freien Tag. Und am Montag erlebte ich das erste Mal was passiert, wenn es regnet. Nichts. Als mich Pepa abends fragte was ich denn über den Tag gemacht habe, viel mir tatsächlich nichts ein und sie war auch gar nicht erstaunt als ich sagte: nada! Ihr Kommentar dazu war einfach nur: klar, es hat ja auch geregnet. Ganz „Nichts“ hatte ich natürlich nicht getan. Meine üblichen Aufgaben (putzen) hatte ich gemacht und ich hatte Bücher gebastelt, aber den ganzen Tag war es zusätzlich so kalt gewesen, dass ich mich irgendwann in der Bibliothek verkrochen hatte.
Am Dienstag dagegen ging die Gartenarbeit wieder los. Und das obwohl der Garten noch halb überschwemmt war. Wir mussten ein neues Beet anlegen, was mir nur aufgrund der eifrigen Hilfe zweier Jungs gelang. Ein paar Tage darauf pflanzte ich in dieses Beet Mais.
links der Ort andem das Beet entstehen soll, rechts das neue Mais-Beet
Die nächsten Tage brachten kaum etwas neues. Mein Tagesablauf regelte sich langsam. Von 12- 14 Uhr fegen, putzen, aufräumen, Blumen gießen und alles für die Kinder vorbereiten. Meistens noch Bastelaufgaben wie Bücher oder Mobiles bevor die Kinder alle um 15 Uhr da waren. Vor und nach der „Merienda“ (der Teepause) um 16 Uhr zusammen mit den Kindern im Garten arbeiten, in der Werkstatt basteln oder in der Küche helfen. Nachmittags mit den Kindern zu einem nahen Fußballplatz gehen, Karten- und Brettspiele spielen oder Springseil springen. Abends dann das Abendessen mit vorbereiten und um 19 Uhr verschwinden während die Kinder essen.
Nach diesen 2 Wochen jetzt dort fühl ich mich schon absolut heimisch. Ich kann’s mir schon gar nicht mehr anders vorstellen als jeden Tag dorthin zu gehen. Zwar ist die Arbeit anstrengend und die Chefin manchmal nervig, aber wenn die Kinder sich endlich deinen Namen merken können, ist das ein Gefühl, das vieles wieder gut macht was einen ansonsten stört.
Ich beim Bücher basteln...
... ich im Garten...
... und der Dienstplan / Tagesplan, an den sich sowieso keine hält
(soweit ich weiß :P)